Wedemarsch

Wie kam es eigentlich dazu?

Im Januar 2024 hat eine Freundin in ihrem WhatsApp-Status den Screenshot ihrer Anmeldung für den Mammutmarsch in Hamburg gepostet. Ich weiß, dass sie in den letzten Jahren öfter mehrtägige Wandertouren hinter sich gebracht hat, also sollten die 42 Kilometer am Stück, für die sie sich angemeldet hat, auch kein Problem sein.

Bei mir kam dann aber die Frage auf, ob ich mit meinem mittlerweile 49 Jahren eine solche Tour auch noch durchhalten würde. Mein letzter Marsch war zu meiner Bundeswehrzeit 1996. Ich war in einer Stabskompanie beschäftigt, also war das im Vergleich zur Grundausbildung nicht allzu hart. Kein Gepäck, kein Gewehr und Kleidungserleichterung. Damals gab es bei uns in der Kompanie 20, 25 oder 30 Kilometer zu Auswahl und es galt jeweils ein Zeitlimit, welchem eine Marschgeschwindigkeit von sechs km/h zu Grunde lag. Bei den 30 Kilometern, die ich damals marschiert bin, waren das also fünf Stunden.

Hatte ich es noch drauf? Kondition habe ich nach wie vor, aber ich bin halt mittlerweile auch mehr als doppelt so alt wie damals und schleppe auch das ein oder andere Kilo zu viel mit mir rum. Es gab nur zwei Wege, es herauszufinden.

Entweder melde ich mich selbst zu einem solchen Megamarsch an oder ich laufe einfach mal so los und schaue, was passiert. Meine Wahl fiel auf die zweite Möglichkeit. Da sollte ich wenigstens die volle Kontrolle über die Strecke haben, kam aber auch nicht in den Genuß von Verpflegungsstationen unterwegs.

Also habe ich mir kurzerhand eine Strecke bei Komoot zusammengeklickt.


Jetzt fehlte nur ein freier Tag und es konnte losgehen. Meine Wahl fiel auf den Karfreitag. Mit den Osterfeiertagen gab es wenigstens genug Zeit, um anschließend zu regenerieren. Und die sollte ich auch brauchen.

Ein paar Äpfel und Müsliriegel in den Rucksack, eine Flasche Wasser dazu und los ging's.

Ich hatte mir eine Geschwindigkeit von 6 km/h vorgenommen. Man sagt ja, dass Schrittgeschwindigkeit bei 4 - 6 km/h liegt. Nun, das hatte ich mir jedenfalls anders vorgestellt. Ich habe recht schnell gemerkt, dass 6 km/h beileibe kein Spaziergang ist. Nicht umsonst heißen die Veranstaltungen ja Megamarsch und Mammutmarsch und nicht Mega-Wandertag oder Mammutspaziergang.

Da ich nicht wusste, wie sich meine Geschwindigkeit mit der Zeit entwickeln würde, habe ich mir also vorgenommen, die 6 km/h im Schnitt zu halten. Das sollte mir anfangs auch ganz gut gelingen. Nach einer Stunde hatte ich genau 6 Kilometer geschafft. Bei Kilometer zwölf und 18 lag ich eine halbe Minute zurück, was aber völlig vertretbar war. Schließlich war ich unterwegs ja auch noch damit beschäftigt, die ganze Sache zu filmen.

Unterwegs kam mir dann die Idee, dass man das ja ruhig öfter mal machen kann. Und dann vielleicht auch mit anderen. Wedemark + Marsch = Wedemarsch. Vielleicht gibt's ja hier genug Bekloppte oder Begeisterte, die da mitmachen würden.

Bei Kilometer 24 war der Rückstand auf eine 6 km/h-Durchschnittsgeschwindigkeit bei 1:15 angelangt. Zu dem Zeitpunkt war mir das aber überhaupt nicht mehr wichtig und ich genoß einfach die Tour. Ich habe aber auch gemerkt, dass ich etwas langsamer wurde. Die 30 Kilometer waren dann auch "erst" nach 5 Stunden und 7 Minuten geschafft.

Das brachte mich dann auf die Idee, einen imaginären Anschiss beim Bund nachzuspielen, wie man im Video sehen kann. Trotzdem war ich aber mit der erreichten Zeit mehr als zufrieden.

Das dicke Ende kam dann aber noch. Die letzten Kilometer verliefen nämlich bergauf auf einem sehr matschigen Waldweg. Die Beine hatten dann dazu auch nicht mehr wirklich Lust und ich bin mehr oder weniger auf dem Zahnfleisch nach Hause gekrochen. Das musste ich so schnell nicht wieder haben. Aber trotzdem war ich zu Hause mächtig stolz auf mich, dass ich das durchgehalten habe. Also war eine Wiederholung doch nicht ausgeschlossen.

Und damit war der Wedemarsch geboren!